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Die Straßen gehören uns …

Diesen text habe ich in einem älteren Forum gefunden – und erstaunlicherweise hat mich weniger die Tat als solches, als die Gedanken der Autorin dazu bewegt und zum Nachdenken gebracht …
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Vergewaltiger, wir kriegen euch!

Der folgende Text wurde uns von der Autorin mit der Bitte um Veröffentlichung zur Verfügung gestellt…

Samstag Nacht, am Nachhauseweg, Musik in den Ohren, tanzend durch die Nacht. Ein Laut hinter mir – ich dreh“ mich um. Ein Mann geht ganz knapp an mir vorbei und in ein Wettbüro hinein. Ich geh weiter, denk mir nix. Schau zurück – der gleiche Mann geht hinter mir. Hmm. Ich biege ein in die nächste Gasse. Er auch. Ich schau ihn bös an und wechsle die Strassenseite. Er nicht.

Ich atme auf. Und dann steht er plötzlich vor mir. Ich fahr ihn an: „Was is mit dir?! Hast ein Problem?!“ Und schon packt er mich. Ich schreie und trete ihm in die Eier. Leider nicht so fest, wie ich wollte. Gerangel. Er will mich zu Boden bringen. Alles nur das nicht! Dieser Mann wird mich nicht vergewaltigen! Sicher nicht! Was fällt ihm überhaupt ein? „Was is mit dir?!“ Ein Wahnsinn was für Kräfte ich mobilisiert habe. Die Schläge waren zwar nicht so effektiv, aber die Standfestigkeit schon. Er hat mich nicht zu Boden gebracht. Aber meinen Kopf gegen die Wand gehauen. Uroft. Ich bin erstaunlicherweise nicht in Ohnmacht gefallen. Aber bald wärs um mich gewesen. Plötzlich lässt er ab und geht. Ich schreie ihm noch nach: „Verpiss dich du Penner!“ Im nächsten Augenblick kriege ich Angst- was ist, wenn er wieder umdreht? Ich suche meine Brillen. Sie sind noch heil! Und dann sehe ich wie ein Mann das Fenster direkt daneben schließt. Ich schau ihn an, sag was – er schaut nur entgeistert und dreht sich um. Was ist mit dem? Der hätte wohl am liebsten zugeschaut! Aber er hat mir das Leben gerettet. Dieses Arschloch. Ich geh zurück zur größeren strasse und such nach irgendwem. Eine Frau! Sie bringt mich Heim. In Sicherheit.

Das mir so was passiert! Aber eigentlich gut, dass es mir passierte -und keiner anderen. Ich habe mich gewehrt, ich habe ihn davon abgehalten. Ich habe gekämpft – ich bin nicht vergewaltigt worden! Und ich kann es in einen größeren Zusammenhang bringen. Ich war nicht schuld. Der Angriff galt nicht mir. Das hat System. Das nennt frau Gewaltherrschaft. Frauen müssen Angst haben auf der strasse. Die Öffentlichkeit gehört nicht ihnen. Schon gar nicht in der Nacht.
Vergewaltigungen sind notwendig um das Geschlechterverhältnis aufrechtzuerhalten. Wenn das einer passiert, bleibt es allen andern im Kopf. Es beeinflusst uns alle. Nicht nur ich werde Angst haben auf der strasse. Auch meine Freundinnen werden davon beeinflusst. Das so etwas überhaupt denkbar ist! Wie absurd! Das ein Mensch einen anderen einfach als etwas ansieht, das mann sich schnappen kann und ficken. Unpackbar! Eigentlich ist das nicht im Rahmen des Vorstellbaren. Und doch passiert es. Wird irgendwie normal.

Na, kein Wunder – die Frau als Sexobjekt ist nicht so etwas Abwegiges. Wir sehen es ständig. In der Werbung, im Fernsehen, in Reden. Die Blicke auf der strasse. Die sind ja so was von normal. Ich weiss nicht wie oft ich Männer anfahren muss, wie oft ich solche penetrierenden Blicke abwehren muss. Und jede Andere auch. Die Situation, das mir ein Mann unheimlich ist auf der strasse, das er deppat schaut – das habe ich schon so oft erlebt. In all diesen Situationen schwingt die Vergewaltigung latent mit. Vom anmaßenden, erniedrigenden Blick zur Gewalt ist es kein großer Schritt. Und das Ã�rgste ist: es funktioniert! Frauen haben Angst auf der strasse. Blicke werden erduldet, gegen das Fernsehen kann frau auch nix tun.

Ich will keine Angst in der Nacht haben. Ich will mir solche Blicke nicht gefallen lassen. Ich werd“s nicht. Ich werd auch weiterhin alles dagegen tun. Die Strassen gehören mir! Ich werd mich doch nicht einschÃ?chtern lassen! Dann hat er ja doch noch gewonnen. Ich werd kämpfen lernen. Das nächste Mal werd ich mich nicht nur wehren. Ich werd ihn schlagen, ihm wehtun, ihm Angst machen. Und den Andern auch. Es soll in seinem Gedächtnis bleiben, das so was nicht möglich ist. Er soll Schmerzen haben. Wochenlang. Ich will ihm seinen Schwanz brechen, abreißen! So was macht er nicht wieder!

Die Strassen gehören uns! Wir lassen uns nicht verjagen!

2 Responses to Die Straßen gehören uns …

  1. Linda

    Ja, das kann jeder Frau passieren, da gibt es keine Ausnahme. Und wir wollen ja nicht häßlich sein, damit uns eh niemand anschaut, oder uns vollkommen einhüllen. Ich denke, dass der Anteil der Männer, gegen deren Verhalten wir uns zur Wehr setzen müssen (abhängig vom Land!) nicht übermäßig groß ist, aber wenn uns im Leben 1 Vergewaltiger begegnet, genügt das, um alle unsere Werte zu zerstören. Frauen und Männer sollten zu selbstbewussten, psychisch gesunden Menschen, und nicht zu typischen Frauen und Männern (was immer das heißt) erzogen werden. Ich habe die komische Erfahrung gemacht, dass es Männern plötzlich sehr peinlich ist, wenn man höflich auf zweideutige Blicke/Äußerungen/Gesten reagiert (gilt natürlich nur für solche, bei denen noch nicht alles umsonst ist).

  2. Astrid

    Mhm – das mit dem Angstmachen funktioniert wenn wir es zulassen und in schlimmen Fällen funktioniert es auch dann, wenn wir es nicht zulassen. Das gilt aber nicht nur für Gewalt gegen Frauen, sondern generell für alle Arten von Machtmissbrauch an Schwächeren (an Minderheiten, Kindern, alten Menschen, Tieren u.v.m). Und es ist so einfach. Jemand braucht körperlich oder verbal aggressiv nur die Werte eines Menschen zu missachten oder zu zerstören, der sich nicht wehren kann und der im besten Fall in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Missbraucher/zur Missbraucherin steht. Vielleicht hilft Respekt zeigen in manchen Fällen besser als „zurückschlagen“, um zumindest im eigenen Umfeld ein Umdenken zu erreichen.

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